Bis 1964 gabe es in Neuss nur eine evangelische Gemeinde, die Christuskirchengemeinde. Als immer mehr evangelische Christen nach Neuss zogen, wurden daraus fünf Gemeinden, nämlich die Christuskirchengemeinde, die Reformationskirchengemeinde, die Kirchengemeinde Neuss-Süd, die Kirchengemeinde Norf-Nievenheim und die Kirchengemeinde Kaarst-Büttgen.

Nach der Teilung schlossen sich die ersten vier Gemeinden zum Gemeindeverband zusammen, der die übergemeindlichen Aufgaben wie Krankenhausseelsorge, Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen und später die ökumenische Telefon- und Notfallseelsorge, sowie die evangelische Erwachsenenbildung verantwortet.

Hinzu kamen die gemeinsamen Veranstaltungen, so die jährliche Feier des Reformationstages, die Gottesdienste im Freien, im Rosengarten oder auf der Rennbahn, die ökumenische Kirchenmusikwoche, sowie die Stadtkirchentage.

Wegen des ausgeprägten Selbstverständnisses der Gemeinden betonte der erste Vorsitzende des Verbandes, Pfarrer Artur Platz, dass der Verband keine übergeordnete Einrichtung, sondern eine Koordinierungsstelle sein solle. Von ihm ist der Satz überliefert: „So viel Verband wie nötig, so wenig wie möglich.“

Im Laufe der Jahre übernahmen 1984 Pfarrer Hermann Schenck, 2001 Pfarrer Dr. Jörg Hübner und 2008 Pfarrerin Dr. Ilka Werner den Vorsitz und prägten den Verband mit Schwerpunkten, wie Gottesdienst, Erwachsenenbildung und Öffentlichkeitsarbeit.

Aus heutiger Sicht ist der Verband eine glückliche Fügung. So erleben wir zunehmend, dass die Zusammenarbeit über Gemeindegrenzen hinweg notwendig wird und von den Menschen in der Stadt vorausgesetzt wird. Im Verband muss sie dankenswerterweise nicht erst mühevoll neu erlernt werden, sondern ist seit Jahren erprobt. Dabei erleben wir sie häufig nicht als Reaktion auf Mängel in der eigenen Gemeinde, sondern als Vergegenwärtigung des Reichtums an unterschiedlichen Gaben in den Gemeinden in der Stadt Neuss. Aktuell stehen wir als Kirche vor großen Herausforderungen, etwa bedingt durch den demografischen Wandel und die Pluralisierung der Gesellschaft. Mit dem Verband haben wir ein Werkzeug, das uns helfen wird, auch in Zukunft unsere Aufgabe als Kirche Jesu Christi anzunehmen und mit anderen der Losung Jeremias nachzukommen: „Suchet der Stadt Bestes.“

Vielleicht wird das Wort von Artur Platz irgendwann heißen: „Angesichts unserer Aufgaben wird es nötig, so viel Verband wie möglich.“

Nach 50 Jahren gilt es aber auch, Dank zu sagen den vielen, die Verantwortung übernommen haben, ob haupt- oder ehrenamtlich. Der Verband war und ist immer die Gesamtheit seiner Gemeinden und der darin verbundenen Menschen.

Zudem gilt Dank an die Stadt zu senden, vor allem aber an die ökumenischen Partner, die uns bis heute partnerschaftlich in unserer Arbeit begleitet haben.

Dr. Harald Clausen und Pfarrer Sebastian Appelfeller